Ein Termin zum Abgewöhnen

Am Montag mache ich mich wieder auf. Tabletten einwerfen. Dann der Weg zum Bus, an den Hauswänden entlang. Stopp auf der Wartebank. Ein leises hin und her wiegen, um den Rücken zu entspannen und die Schmerzen zu lindern. Sitzen im Bus. Ein behutsames Aussteigen. Ich lerne mittlerweile die Haltegriffe an den Bustüren schätzen. Suche nach einem Sitzplatz an der S-Bahn. Sitzen im Zug. Der Weg zur Praxis ist auch jetzt wieder das Schlimmste.
Nach dem Sitzen geht es immer ein paar Meter besser. Dann fangen die Schmerzen wieder an. Nehmen in Windeseile zu. Bis das Krampfen anfängt.
Ich bin dankbar für den Aufzug. Das Warten bei der Anmeldung ist unangenehm. Der Rücken und das Becken krampfen. Ich ziehe das Bein hoch. Endlich sitzen im Wartezimmer.

Ein unappetitlicher Dilettant

Ich werde aufgerufen. Der Orthopäde ist ein relativ junger Mann. Er fragt, warum ich da bin. Ich erkläre. Bin dankbar für den Einsatz der jungen Onkologin. Erzähle von ihren Vermutungen: Bandscheibenvorfall? Illiosakralsyndrom. Er kräuselt die Lippe.
Ich muss auf einer Liege Platz nehmen. Er dreht und wendet meine Beine, ich muss mich bücken. Sitzen und liegen auf einer Höhe, das ist mittlerweile nicht mehr so schwer.

Die Arme hinter dem Kopf gekreuzt verkündet er sein Urteil

Dann nimmt er auf einem Stuhl in drei Metern Entfernung Platz. Er lümmelt sich zurecht. Beugt sich, die Arme hinter dem Kopf kreuzend zurück. Legt ein Bein weit gespreizt auf das Andere. Mustert mich von oben herab, obwohl ich höher sitze als er: „Nein, das kann kein Bandscheibenvorfall oder ein Illiosakralsyndrom oder auch nur etwas ähnliches sein. Dann könnte ich mich nicht so bewegen….“ Ich runzele die Stirn, reiße die Augen auf. Staune.

Nun ja, man könne aber immerhin mal eine Akupunktur versuchen. Vielleicht helfe das…

Nein, gegen die Schmerzen gibt es nichts. – Ich gehe zur Rezeption, um das Rezept zu holen. Staune immer noch. Bin ein wenig benebelt. Was war jetzt das? Gehe zum Aufzug. Drücke den Knopf. Im Aufzug ziehen mich Schmerzen krumm. Gut bin ich alleine.

Auf dem Heimweg macht sich allmählich Wut breit: „Dafür habe ich mich dahin geschleppt? – Ernsthaft?“

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